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AKTIVES GEDENKEN ZUM 80. JAHRESTAG
Stimmen der Befreiten des NS-Regimes
Mit einer hamburgweiten Aktion zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom NS-Regime möchten wir die Stimmen von NS-Verfolgten in die Öffentlichkeit tragen und freuen uns über möglichst viel Beteiligung. Denkbar sind Lesungen oder künstlerische Interventionen an unterschiedlichsten öffentlichen Orten, seien es Orte der Verfolgung, Gedenkstätten, ehemaligen Wohnorten, Arbeitsplätzen oder Schulen von Verfolgten und vieles mehr.
Wenn auch Sie mit Ihrer Schulklasse oder einzelnen Schüler:innen den Befreiten eine Stimme geben möchten, unterstützen wir Sie gern und stellen Ihnen Material wie Zeitzeug:innenberichte, Fotos, Zitate etc. zur Verfügung.
Ihre Aktion kann auf der eigens initiierten Website www.80-jahre-befreiung.de sichtbar platziert werden. Die Teilnahme an diesem Projekt trägt nicht nur dazu bei, diese wichtigen Geschichten lebendig zu halten, sondern sie setzt auch ein starkes Zeichen, dass uns die nationalsozialistische Vergangenheit noch heute bewegt und eine Auseinandersetzung mit ihr uns zum Handeln für die Demokratie und gegen Geschichtsrevisionismus auffordert.
Anmeldung unter: info@mahnmal-st-nikolai.de
Infos unter: www.80-jahre-befreiung.de
2024 hätte Esther Bejarano ihren 100. Geburtstag gefeiert. Im September 2020 gab sie eines ihrer letzten Interviews Schüler*innen im Rahmen des Projektes "Familiengeschichten aus der NS-Zeit" gegeben.
Zum ganzen Interview mit Esther Bejarano geht es hier.
Workshop ab Klasse 9
DER RAUB
Enteignung und Vertreibung der jüdischen Geschäftsleute am Neuen Wall in Hamburg
Di, 29.04.
10:00–12:30 Uhr
Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg
Der Neue Wall in Hamburg ist vielen bekannt als eine der Straßen mit den luxuriösesten Geschäften, die die Innenstadt zu bieten hat. Menschen aus der ganzen Welt schlendern in ihrer Freizeit an den Schaufenstern entlang und bestaunen das Angebot. Doch was sich hinter der glitzernden Oberfläche des Neuen Walls an Geschichte verbirgt, welche Verbrechen auf dieser Straße vor aller Augen und hinter den Fassaden vor bald 90 Jahren begangen wurden, ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.
Bis 1938/39 gab es noch mehr als 40 Geschäfte jüdischer Inhaber – Ende 1939 kein einziges mehr.
In diesem Workshop lernen die Schüler:innen etwas über die unbekannte Geschichte der Straße, ihrer Häuser und den Prozess der Enteignung durch die Nationalsozialisten. Sie kommen in Kontakt mit den persönlichen Geschichten der enteigneten Unternehmer:innen und werden selbst aktiv: Wie sollten die heutigen Eigentümer mit der Geschichte ihres Hauses umgehen?
Wie könnte im öffentlichen Raum an die jüdischen Besitzer, an die Enteignung erinnert werden? Wie kann man Geschichte in dieser Straße erlebbar machen?
Ein Workshop mit Cord Aschenbrenner, Autor des Buches „Der Raub“, Jörg Herrmann, Akademie der Nordkirche, Ruben Herzberg, Schulleiter i.R. und ehem. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und Johanna Jöhnck, LI.
©Jörg Hermann
Anmeldung über das LI: TIS-Nr. 2514X19
Link zum Gespräch vom 01.11.2023
Gemeinsam mit Ruben Herzberg, Vorstandsmitglied der Vereinigung und ehemaliger Schulleiter, sowie dem Lehrer Hédi Bouden hat der Verein Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm ein Gespräch aus jüdisch-muslimischer Perspektive aufgezeichnet, das vor allem Lehrer*innen ermutigen soll, das Thema im Unterricht anzusprechen. Der muslimische Lehrer Hédi Bouden und der jüdische ehemalige Schulleiter Ruben Herzberg haben beide Begegnungsprojekte durchgeführt, in denen sich deutsche, israelische und palästinensische Jugendliche begegnet sind. Sie wissen um die Geschichte des Nahost-Konflikts und dem Zusammenhang zur deutschen Geschichte.
Das Gespräch wurde 2024 von der Bundeszentrale für politische Bildung im Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz" als vorbildliches zivilgesellschaftliche Projekte ausgezeichnet, das Demokratie und Toleranz gestaltet und stärkt.
Schulveranstaltung ab Klasse 9
Zwei Holocaustüberlebende erzählen
Moderation: Ingo Zamperoni, NDR
Do, 24. April
11.00 Uhr
Thalia-Theater
kostenlos
Als Andra und Tatiana 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden, waren die beiden vier und sechs Jahre alt. Ihr Cousin Sergio war zuerst im selben Kinderblock untergebracht, wurde dann aber ins KZ Neuengamme bei Hamburg geschickt. Er ist eins der zwanzig ermordeten Kinder vom Bullenhuser Damm.
Gemeinsam mit nach dem Krieg geborenen Angehörigen der Kinder vom Bullenhuser Damm, die aus verschiedenen Ländern kommen, sprechen die beiden über ihre Erinnerungen und ihre Wünsche für die Zukunft. Die Veranstaltung wird begleitet von Filmausschnitten über ihre Besuche in Auschwitz und Gedenkbeiträgen von Schülerinnen und Schülern zum 80. Todestag der zwanzig jüdischen Kinder.
Im Anschluß an die Veranstaltung haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Fragen an Andra und Tatiana Bucci zu stellen. Das Gespräch findet auf Italienisch und Deutsch statt.
Eine Veranstaltung der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm
e. V. in Kooperation mit dem Bertini-Preis e.V., dem Istituto Italiano di Cultura Hamburg, dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI), dem Hamburger Abendblatt, dem NDR und dem Thalia Theater.
Das Buch "Wie, Mädchen in Auschwitz" ist im Verlag Nagel & Kimche erschienen (Übersetzung: Ulrike Schimming).
Schulveranstaltung ab Klasse 9
Mi, 30. April
10:00 – 12:00 Uhr
Zentralbibliothek
kostenlos
Anmeldung unter anmeldung@gedenken-hamburg-mitte.de
In diesem Erzählcafé treffen Schülerinnen und Schüler Menschen mit berührenden Familiengeschichten, die einen direkten Bezug zur NS-Zeit haben. Sie kommen aus jüdischen Familien, Familien mit NS-Tätern oder haben Familienmitglieder, die während der NS-Zeit im Widerstand gegen die Nationalsozialisten waren.
Die Kriegsvergangenheit zeigt auch heute noch in vielen Familien Spuren, bis in die 2., 3. und 4. Generation hinein. Die Autorin Sabine Bode („Kriegsenkel") beschreibt dies so: „Es gibt in Deutschland keine Familie, an der der Krieg und die NS-Zeit spurlos vorbeigegangen sind.(...) Es fehlt nicht an Fakten. Mag sein. Was aber sicher fehlt, ist ein Verständnis für die Auswirkungen dieser Vergangenheit. Was bedeutet diese Erbschaft für unsere persönliche Identität, für unsere Familien-identität und letztlich auch für unsere gesellschaftliche Identität?"
In kleinen Gruppen können Gespräche geführt und von den Schülerinnen und Schülern Fragen gestellt werden an:
Maria Borstelmann, Barbara Brix, Bernhard Esser, Ulrich Gantz, Ruben Herzberg, Andrea Madadi, Anja-Susann Schröder und Norma van der Walde
Erinnerungen und Familiengeschichten im persönlichen Gespräch erfahren.
Zum Interviewprojekt „Familiengeschichten aus der NS-Zeit"
Sichtbares Gedenken im Alltag schaffen.
Workshop ab Klasse 5
Die Woche des Gedenkens bietet einer Schule oder einer Jugendeinrichtung die Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche sich in einem Graffiti-Workshop mit dem Thema Erinnerung im Bezug auf die NS-Zeit auseinandersetzen.
Mit einem professionellen Sprayer werden alle Grundkenntnisse gelernt und an einem lokalen Beispiel der Erinnerungskultur ein Motiv ausgewählt. Für den Graffiti-Workshop muss eine Außenfläche zur Verfügung gestellt werden, an der zukünftig dauerhaft erinnert wird und die auch als Ort für Gedenktage genutzt werden kann.
Workshop ab Klasse 7
Mo, 28. April – Mi, 30. April
10 - 13 Uhr
Gedenkstätte Bullenhuser Damm
kostenlos
Anmeldung unter: iris.groschek@gedenkstaetten.hamburg.de
Wie können wir uns an Ereignisse erinnern, die wir nicht erlebt haben? Was hat Geschichte mit mir zu tun? Diesen Fragen geht das Digital Remembrance Game „Erinnern. Die Kinder vom Bullenhuser Damm“ nach. Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird Geschichte und die Bedeutung von Erinnerung mittels eines Games vermittelt, ohne sie durch immersive Spieleffekte zu überwältigen.
Nach dem Spiel gehen wir auf einen Rundgang in der Gedenkstätte und sprechen über die Verbindungen zwischen dem Spielgeschehen und dem realen Ort.
Die Gedenkstätte erinnert an 20 jüdische Kinder und mindestens 28 Erwachsene, die am 20. April 1945 im Keller des leerstehenden Schulgebäudes am Bullenhuser Damm, von der SS ermordet wurden. In dem ehemaligen Schulgebäude befindet sich heute die Gedenkstätte. Vor ihrer Ermordung wurden die Kinder zu pseudomedizinischen Versuchen im KZ Neuengamme missbraucht.
Eine Veranstaltung der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen.
Heute von gestern für morgen lernen
Die Zeitzeug:innen des Seniorenbüro Hamburg e.V. sind im Alter zwischen 60 und 100 Jahren. Sie geben ihre persönlichen Erfahrungen weiter und stellen sich den kritischen Fragen der jüngeren Generation. Sie machen »Geschichte von unten« erlebbar, damit heute von gestern für morgen gelernt werden kann.
Noch können einige aus ihrem Leben und Erleben aus der Zeit des Nationalsozialismus und über den Einfluss von Diktatur und Staatsgewalt auf das alltägliche Leben erzählen. Aber auch über die Zeit nach 1945: über das geteilte Deutschland, gesellschaftliche Veränderungen oder die technische Entwicklung. Sie berichten von eigenen Erlebnissen und lassen dadurch Geschichte lebendig werden.
Die Zeitzeug:innen kommen auf Anfrage in die Schulen.
Anfragen unter:
Persönliche Familiengeschichten berühren – diese Erfahrung haben auch die SchülerInnen der Klosterschule und der Theatergruppe des Helmut-Schmidt-Gymnasiums im Rahmen der Woche des Gedenkens 2020 gemacht. Selbst in der 4. Generation können uns die Auswirkungen der eigenen Familiengeschichten beschäftigen. Eine Interviewreihe mit Gesprächspartner:innen aus jüdischen Familien, Familien im Widerstand und Familien von NS-Tätern.
ARBEITSBLATT ab Klasse 9 für den Unterricht
Zu den Interviews
Workshop ab Klasse 5
ZIVILCOURAGE LEBEN
Ressourcen für ein friedliches Miteinander
Di, 07.05.
10:00–11:30 Uhr
Zentralbibliothek
In einer Welt, die oft von Unrecht und Ungerechtigkeit geprägt ist, ist Zivilcourage wichtiger denn je! Und dennoch geschehen immer wieder Situationen, in denen wir uns fragen: Wie konnte das passieren und warum hat niemand eingegriffen? Zusammen schauen wir: In welchen Situationen ist Zivilcourage gefordert? Wann würde ich persönlich eingreifen? Aber warum ist es auch manchmal schwer, in der akuten Situation das Richtige zu machen?
Wir wollen Handlungsoptionen für brenzlige Situationen erarbeiten und Schritte einüben, wie Zivilcourage geleistet werden kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Die Schüler:innen sollen ermutigt werden und Instrumente an die Hand bekommen, einzustehen für das, was sie für richtig und wichtig halten. Denn es braucht eine aktive Zivilgesellschaft, damit ein respektvolles, demokratisches Miteinander Wirklichkeit werden kann.
Anmeldung unter: anmeldung@gedenken-hamburg-mitte.de
Workshop ab Klasse 5
MITEINANDER REDEN IM INTERRELIGIÖSEN DIALOG!
Gemeinsam für eine starke Stimme
Di, 06.05.
10:00–11:30 Uhr
Zentralbibliothek
Erlebt ein interreligiöses Duo auf der Bühne und taucht ein in spannende Perspektiven zu Religion und Religiosität. Gemeinsam reflektieren wir euren eigenen Bezug zu Glaube und Spiritualität, diskutieren die Funktionen von Religion und entdecken, welche Ressourcen sie für das Miteinander bieten kann.
Die Veranstaltung ist ein Einblick in das Projekt „Miteinander reden…“ des Institut für konstruktive Konfliktaustragung und Mediation e.V. (ikm). Gespräche über Religion und Religiosität oder aktuelle Ereignisse wie den Nahostkonflikt finden oft auf dem Pausenhof oder zwischen Tür und Angel statt – und verlaufen dabei häufig ungeordnet und konfliktbehaftet.
„Miteinander reden…“ schafft spielerisch methodische Anlässe und einen moderierten Raum, in dem Schüler:innen lernen, konstruktiv und empathisch über kontroverse Themen zu sprechen. Durch ein interreligiöses Moderator:innen-Duo wird Interreligiosität erlebbar gemacht. Schüler:innen treten in den direkten Dialog miteinander und mit den Moderator:innen. Sie bieten Raum für interreligiöse Begegnungen, in denen persönliche Geschichten und Erfahrungen geteilt und Fragen offen gestellt werden können.
Anmeldung unter: anmeldung@gedenken-hamburg-mitte.de
Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat am 24. April 2024 im Centralkomitee in Gedenken an Esther Bejarano bereits zum dritten Mal den Preis "Verantwortung – damals und heute" vergeben, um herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement im Sinne von Esther Bejarano sichtbar zu machen, zu ehren und zu fördern. Der Preis zeichnet Vereine, Initiativen oder Einzelpersonen aus, die sich ehrenamtlich für die Hamburger Erinnerungskultur und Gedenkarbeit engagieren oder sich für Demokratieförderung, Toleranz und Mitmenschlichkeit in der Gesellschaft einsetzen.
Mit dem Hauptpreis "Verantwortung – damals und heute" 2024 zeichnete die Jury das jahrzehntelange und kontinuierliche Engagement von Heidburg Behling aus. Seit 45 Jahren engagiert sie sich für die Erinnerungsarbeit: Ob bei den jährlichen Besuchen ehemaliger KZ-Häftlinge aus Israel, Russland, Tschechien, Slowenien, Ukraine und Ungarn in Hamburg zum 3. Mai oder bei der Begleitung von vielen jungen ausländischen Freiwilligen der „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ in Neuengamme. 1988 zählte sie zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme, in dessen Vorstand sie noch heute – mit 84 Jahren – aktiv ist. Über Neuengamme hinaus engagiert Behling sich auch in anderen Bereichen der Gedenkstättenarbeit, wie im Auschwitz-Komitee, in der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm und in der Stadthaus-Initiative. Auch zu Esther Bejarano hielt die bescheidene, zupackende Frau engen Kontakt, so Carina Oestreich in ihrer Laudatio. Der Hauptpreis ist dotiert mit 2.000 Euro.
Mit dem Förderpreis "Verantwortung – damals und heute" 2024 wurde die Vielfaltgruppe der Brecht-Schule Hamburg ausgezeichnet. Die Jugendlichen zwischen 12-17 Jahren haben sich intensiv mit der Geschichte der Kinder vom Bullenhuser Damm beschäftigt, Gedenkveranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag organisiert und im Januar 2024 ein Mahnmal in Erinnerung an die 20 jüdischen Kinder eingeweiht, das in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Ulf Petersen entstanden ist. Das Mahnmal auf dem Schulhof soll die nachfolgenden Generationen von Schülerinnen und Schülern darauf aufmerksam machen, sich mit dieser Geschichte auseinanderzusetzen. Özlem Nas betonte in ihrer Laudatio: Die Arbeit der Vielfaltgruppe ist ein junger, bemerkenswerter Beitrag zu einer aktiven und kreativen Gedenk- und Erinnerungskultur. Der Förderpreis ist dotiert mit 500 Euro.
Der Jury des Preises "Verantwortung – damals und heute" 2024 gehörten folgende Personen an:
Gedenkfeier vom 19. April 2024 für die zwanzig jüdischen Kinder, die 1945 gemeinsam mit zwei französischen Ärzten und zwei niederländischen Häftlingspflegern in der Schule am Bullenhuser Damm von der SS ermordet wurden. In derselben Nacht starben auch mindestens 24 sowjetische KZ-Häftlinge. Zur Gedenkfeier waren Familienangehörige der Kinder aus Deutschland, Israel, den Niederlanden und der USA, sowie Gäste aus Italien angereist.
Zum Online-Vortrag Anna von Villiez
Der Arzt Kurt Heißmeyer unternahm im Auftrag der SS ab April 1944 grausame Menschenversuche zur Wirkung und Behandlung von Tuberkulose im Konzentrationslager Neuengamme. Mehrere Gruppen wurden zwangsweise zu seinen Versuchspersonen. Während über die jüngsten Opfer, bekannt als „Kinder vom Bullenhuser Damm“ vieles bekannt ist, liegen die Biografien der erwachsenen Häftlinge, die für die Versuche missbraucht wurden, noch weitgehend im Dunkeln. Dieser Online-Vortrag stellt vorhandene Quellen zu der wenig bekannten Gruppe aus dem Prozess gegen Kurt Heißmeyer vor und möchte zur weiteren Forschung und Diskussion anregen.
Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat in Gedenken an Esther Bejarano in diesem Jahr zum zweiten Mal den Preis „Verantwortung - damals und heute“ vergeben, um herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement im Sinne von Esther Bejarano sichtbar zu machen, zu ehren und zu fördern. Der Preis zeichnet Vereine, Initiativen oder Einzelpersonen aus, die sich ehrenamtlich für die Hamburger Erinnerungskultur und Gedenkarbeit engagieren oder sich für Demokratieförderung, Toleranz und Mitmenschlichkeit in der Gesellschaft einsetzen.
Mit dem Hauptpreis "Verantwortung – damals und heute" 2023 zeichnete die Jury das langjährige Engagement von Bernhard Esser aus. Sein Vater, Onkel und Opa engagierten sich während der NS-Zeit politisch gegen die Nazis. Bereits 1933 wurden die beiden Brüder und ihre Schwester verhaftet und in die Gestapo-Zentrale an die Stadthausbrücke gebracht, wo alle drei misshandelt worden sind. Noch in der Nacht der Einlieferung wurde der Onkel, Alwin Esser, so stark misshandelt, dass er nicht überlebte. Er starb mit 21 Jahren. Die anderen Familienmitglieder überlebten die Nazi-Herrschaft. Seine Familiengeschichte hat Bernhard Esser sehr geprägt, die Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus in Hamburg und die Aufklärung über die NS-Verbrechen sind seine wichtigste Lebensaufgabe. Seit 2003 ist Bernhard Esser Mitglied im Vorstand des Freundeskreises der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, engagiert sich für viele Erinnerungsprojekte und spricht mit Schülerinnen und Schülern.
Mit dem Förderpreis "Verantwortung – damals und heute" 2023 wurden Schülerinnen und Schüler der Philosophiekurse des 9. Jahrgangs sowie die Lehrerinnen Henrike Jessen-Albites und Cordula Möller des Gymnasiums Struensee ausgezeichnet.
In dem Projekt „Was war damals los? Die NS-Zeit in unserem Viertel“ haben Schülerinnen und Schüler zu verschiedenen Themenbereichen geforscht: das Israelitische Krankenhaus, der FC St. Pauli, verschiedene Opfergruppen in St. Pauli, das Chinesenviertel, die Israelitische Töchterschule, die Polenaktion und die Familie Wohlwill. Entstanden sind ein Podcast, Stellwände, Interviews, eine Website, digitale Präsentationen sowie ein Info-Ordner zu Rassismus, Ausgrenzung und Eliminierung anderer Gruppen wie behinderten Menschen, Homosexuellen und politisch Linken. Mit dem Preisgeld möchten die Schülerinnen und Schüler eine Podiumsdiskussion zum Thema „Was ist Rassismus?“ finanzieren.
Die Preisträger:innen des Hauptpreises und der Förderpreises wurden am 3. Mai 2023 bei einer feierlichen Preisverleihung im Innenhof des Museums für Hamburgische Geschichte ausgezeichnet.
Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer: „In den einzelnen Stadtteilen des Bezirks Mitte finden seit vielen Jahren zahlreiche Aktivitäten statt, um das Gedenken aufrecht zu erhalten und auch den nachfolgenden Generationen zu vermitteln. Die Arbeit dieser – oft ehrenamtlich tätigen – Initiativen soll durch den Preis gewürdigt werden.“
Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige Jury, in der Expertinnen und Experten aus der Erinnerungskultur und der Geschichtswissenschaft vertreten sind.
Die Jury 2023:
Joram Bejarano
Prof. Dr. Detlef Garbe, Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten a.D.
Prof. Dr. Dr Rainer Hering, Historiker und Archivar
Helga Obens, Auschwitz-Komitee
Carina Oestreich, Vorsitzende der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte
Ein Film von Martin Steimann, Deutschland 2021/22
Der erste Akt: Jugendliche aus Hamburg-Wilhelmsburg begeben sich auf eine herausfordernde Reise nach Israel - voller Höhen und Tiefen.
Der zweite Akt: Gegenbesuch der Israelis in Hamburg. Die Jugendlichen aus Sderot sehen sich damit konfrontiert, dass sie primär als Repräsentanten der israelischen Politik wahrgenommen werden.
Warum interessiert sich die nicht-betroffene Mehrheit so wenig für die Opfer und Betroffenen von Gewalt und Diskriminierung? Kolonialismus, Rassismus, Antisemitismus – oft wird in Diskussionen alles mit allem vermischt und somit relativiert. Auf dem Spezifischen der Shoah zu bestehen, geschieht nicht zum Selbstzweck und bedeutet nicht, andere Gewalterfahrungen abzuwerten. Die Shoah kann ebenso wenig mit dem Kolonialismus gleichgesetzt werden wie Antisemitismus mit Rassismus. Alle Themen brauchen ihren eigenen Platz. Bei Nicht-Betroffenen bewirkt die Vermischung oder gar eine vermeintlich Konkurrenz zwischen Betroffenen-Gruppen oft ein noch größeres Desinteresse als ohnehin schon besteht - was können wir dagegen tun?
Moderation: Shelly Kupferberg
mit:
Kelly Laubinger (Vorsitzende der Bundesvereinigung der Sinti und Roma)
Ibrahim Arslan (Opfer und Überlebender der rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992, Bildungsaktivist und Mitwirkende Person beim Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992, Botschafter für Demokratie und Toleranz.)
Georgina Fakunmojo (TV-Journalistin und Podcasterin MyPOCBookshelf)
Cahit Basar (Generalsekretär der Kurdischen Gemeinde Deutschland)
Das Festival "Verbindet euch!" fand im Rahmen der Woche des Gedenkens Hamburg-Mitte statt: www.gedenken-hamburg-mitte.de
Die Veranstaltung wurde gefördert von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (Länderbüro Nord
Am 16. und 17. März 2023 wurde das umstrittene Kriegerdenkmal in Hamburg-Wilhelmsburg im Rahmen einer künstlerisch-kritische Intervention um 90 Grad gedreht worden. "Wir möchten zum selber denken anregen – eine wichtige Fähigkeit der politischen Bildung und Grundlage für demokratische Grundwerte. Unsere Interventionen sind subtil und schaffen die Voraussetzungen dafür: Entschleunigung, Irritation, Denkanstösse. Durch eine Interaktion von unterschiedlichen Interventionen wird die Umgebung um das Kriegerdenkmal zu einem Platz aktiviert. Die so von uns vorgeschlagene Struktur beinhaltet auch partizipative Elemente, die wir gemeinsam mit Interessent:innen aus Wilhelmsburg und lokalen Gruppierungen ausarbeiten möchten", so die Künstler/innen Vera Drebusch und Reto Buser.
Ein Film von Peter Kaufner, CineDesign
Der Hamburger Claus Günther geht seit über 25 Jahren als Zeitzeuge in Schulen und berichtet von seiner Kindheit in der NS-Zeit. Außerdem ist er Poetry Slammer und nimmt regelmäßig in Hamburg an Wettbewerben teil. In seinen Poetrys beschäftigt er sich mit der Nach-/Kriegszeit und seiner Lebensgeschichte.
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