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Zeitzeugen-Gespräche von Schülerinnen und Schülern mit Hamburgerinnen und Hamburgern über die Befreiung Hamburgs am 3. Mai und die Auswirkungen von Diktatur und Antisemitismus.
Lisa Schomburg und Claus Günther (Foto) wuchsen als Kinder im Krieg auf, bei der Befreiung Hamburgs am 3. Mai 1945 waren sie Teenager. Ihre Schulbücher waren bebildert mit Helden in Naziuniformen, ihre Vorbilder hießen Hitler, Göring und Goebbels. Sie waren Kinder und kannten nichts anderes. Erst nach Kriegsende haben sie erfahren und verstanden, welche zerstörerische Wirkung die Nazi-Ideologie hatte. Rüdiger Pohlmann erlebte die Nachkriegszeit in Hamburg und ver- brachte seine Schulzeit in der Volksschule Bullenhuser Damm, in der niemand über den Mord an den Kindern und Erwach- senen im Keller der Schule sprach.
Verschiedene Altersstufen (Jahrgang 5, 7, und 9) der Schulen Campus HafenCity, der Brecht-Schule und des Helmut- Schmidt-Gymnasiums haben mit den Zeitzeug:innen gesprochen. Die Interviews werden im rahmen der Woche des Gedenkens Hamburg-Mitte veröffentlicht und stehen auch für den Schulunterricht zur Verfügung.
Kontakt für Anfragen von Zeitzeugengesprächen in Schulen:
Seniorenbüro Hamburg
(Mo-Do Vormittag)
Tel. 040 – 30 39 95 07
zeitzeugen@seniorenbuero-hamburg.de
Nähere Infos auf www.zeitzeugen-hamburg.de
Persönliche Familiengeschichten berühren – diese Erfahrung haben auch die Schüler:innen der Klosterschule und der Theatergruppe des Helmut-Schmidt-Gymnasiums gemacht, als sie Ende 2020 die Interviewreihe durchführten. Selbst in der 4. Generation können uns die Auswirkungen der eigenen Familiengeschichten beschäftigen.
Die Gesprächspartner:innen kamen aus aus jüdischen Familien, Familien im Widerstand und Familien von NS-Tätern: Esther Bejarano (1924–2021), Barbara Brix, Bernhard Esser, Ulrich Gantz, Ruben Herzberg, Maria Holzgrewe, Ilse Jacob, Bernhard Nette, Lior Oren, Daniel Rebstock.
Die Gesprächspartner:innen können allein oder zu zweit für Schulgespräche angefragt werden unter:
anmeldung@gedenken-hamburg-mitte.de
Die Interviewreihe wurde 2021 mit dem Bertini-Preis und beim Wettbewerb »Aktiv für Demokratie und Toleranz« ausgezeichnet.
Ein multimediales Projekt zur Gegenwartsrelevanz von Familiengeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus
Die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs prägt Jugendliche überall auf der Welt. Das Projekt »#Was- willstDutun?« möchte Jugendliche zur Recherche und Reflek- tion der eigenen Familiengeschichte sowie dem Austausch über diverse Familiengeschichten ermutigen und sie darin bestärken, sich aktiv an der Gestaltung des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft zu beteiligen.
»#WaswillstDutun?« setzt auf den Prozess des Sich- Begegnens und des Kennenlernens anderer Perspektiven. Der Dialog über Familiengeschichten während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs kann die Vielfalt der Familiengeschichten und ihre Auswirkungen auf die Folgegenerationen sichtbar machen und verdeutlicht das Kontinuum Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Die Workshops können sowohl in der Schule, in der KZ- Gedenkstätte Neuengamme oder digital durchgeführt werden. Das Projekt »#WaswillstDutun?« ist ein Projekt der KZ- Gedenkstätte Neuengamme und wird gefördert durch das Programm »Jugend erinnert« der Beauftragten der Bundes- regierung für Kultur und Medien. Durch diese Förderung fallen bis Ende 2022 keine Gebühren an.
Dauer: 90 Minuten bis 2 Tage (à 4 1⁄2 Std.)
Alter: 16–27 Jahre / ab 11. Klasse
Teilnehmende: 1 Klasse pro Workshop
Anmeldung:
swenja.granzow-rauwald@gedenkstaetten.hamburg.de
www.instagram.com/family.history1933tilltoday
Hassrede ist längst auf dem Schulhof angekommen. Was es braucht, ist digitale Zivilcourage und einen geschützten Übungsraum. Gerade für Jugendliche – sie werden dort groß, wo Trolle am Lautstärke-Regler der Demokratie zerren. Wir trainieren konstruktive Diskussion im Internet und simulieren dafür mit eurer Schulklasse live hitzige Kommentarspalten. Direkt in eurer Bücherhalle oder im Klassenzimmer erschaffen wir ein datensicheres, realitätsnahes Rollenspiel-Setting und erarbeiten mit den Schüler*innen auf Augenhöhe Handlungsoptionen, um Hass und Hetze Grenzen zu setzen.
Dauer: 5 Zeitstunden
Alter: ab Klasse 9
Teilnehmende: 1 Klasse pro Workshop
Schulklassen in Hamburg können sich bis Anfang Juni für einen kostenlosen Workshop bewerben.
#dubisthier ist ein Projekt der Bücherhallen Hamburg und dem ichbinhier e.V., der aus Deutschlands größter Counter- speech-Initiative #ichbinhier entsprang.
Mit Workshops, Lesungen und Diskussionsveranstaltungen sollen Menschen ermutigt werden, sich aktiv gegen Hass im Netz zu engagieren, Zivilcourage zu zeigen und Gegenrede zu praktizieren. Das Projekt wird von der Kulturstiftung des Bundes im Fonds ‚hochdrei – Stadtbibliotheken verändern‘ gefördert.
Anmeldung unter dubisthier@buecherhallen.de
www.dubisthiergegenhass.de
Der Audiowalk führt zu Orten in der Hamburger Innenstadt. An verschiedenen Stationen kann mit Hörspielen, Gedichten und Lesungen erfahren werden, was an den Orten geschah. Der Audiowalk dauert etwa 90 min Hörzeit und ist 2,1 km Wegstrecke lang.
Ein Projekt der Vereine und Initiativen VVN-BdA Hamburg, AG Neuengamme, Auschwitz-Komitee, Deserteurbündnis, Initiative Dessauer Ufer, DGB Jugend, Hamburger Bündnis gegen Rechts, Jugendrat, Kein Schlussstrich, Lelka & Mania.
Das Stadtteilarchiv Hamm wurde 1987 gegründet und hat über die Jahre ca. 30.000 historische Fotografien aus dem Stadtteil zusammengetragen – darunter auch zahlreiche Bilder von Privatpersonen. So gelangten im Jahr 2000 auch die Fotografien von Manfred Rendsburg und seiner Familie ins Archiv: Manfred Rendsburg war auf die Ausstellung „Juden in Hamburg“ aufmerksam geworden und ist mit den Mitarbeitenden ins Gespräch gekommen. Anschließend luden sie ihn zu einem Interview ein. Stephanie Kanne gibt einen kurzen Einblick in die Lebensgeschichte der in Hamm ansässigen Familie.
»Die ›Identitären‹ sind […] vor allen Dingen ein mediales Phänomen und eine gar nicht so schwer zu durchschauende PR-Nummer. Allerdings eine, die deutlich an Relevanz gewonnen hat – weil Journalisten so aufgeregt darüber berichten.« Das sagte der Journalist Daniel Erk über das Phänomen der ›Identitären Bewegung‹ in der Hochphase der Medienaufmerksamkeit (2016–2018). Doch wie gelang es den rechtsextremen Aktivist:innen, dass die Medien an ihren Erfolg mitgeschrieben haben?
Marie Rodewald ist Doktorandin an der Universität Hamburg und forscht zu Präsentation und Inszenierung von Geschlecht auf den social media Kanälen der ›Identitären Bewegung‹. In ihrem Vortrag beschäftigt sie sich mit ebendieser Frage: Warum haben die Medien so aufgeregt berichtet? Welche »Trigger« wussten die Identitären zu bedienen, damit sie in den Fokus des medialen Interesses gelangen? Einen Fokus legt sie in ihrem Vortrag dabei auf die Praxen des Aufmerksamkeitsmanagements, die ikonischen Fotografien und emotionale sowie professionalisierte (PR-)Kampagnen. Anhand von Werbe- und Imagebildern wird gezeigt, wie Atmosphären auf Instagram kreiert werden kann und was »Gender« damit zu tun hat.
Zahlreiche Projekte, an denen Student:innen, Nachwuchs-Wissenschaftler:innen und junge Engagierte aus der Erinnerungskultur aktuell arbeiten, beschäftigen sich mit den Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Akteur:innen tragen damit aktiv zu einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft bei. In dieser Reihe soll ihnen und ihren Projekten, Vorhaben und Forschungen eine Plattform gegeben werden, um sie einer breiteren Öffentlichkeit – auch abseits der Universitäten und Fachbereiche – zugänglich zu machen.
mit Andra und Tatiana Bucci, Überlebenden des Holocausts, Marcello Pezzetti, Shoah-Historiker, und Regisseur Ruggero Gabbai statt. Die Sitzung wird von der Konferenzdolmetscherin Martina Kiderle simultan übersetzt.
Den Termin mit dem Regisseur erreichen Sie über diesen Zoom-Link.
Die Teilnehmer:
Andra und Tatiana Bucci, zwei Schwestern jüdischer Herkunft, Überlebende des Holocausts, sind aktive Zeitzeugen und Autoren von Memoiren über ihre Erfahrungen (Noi, bambine ad Auschwitz. Unsere Geschichte als Überlebende der Shoah, Mondadori 2019 – Deutsche Ausgabe: »Wir. Mädchen von Auschwitz«, Nagel & Kimche 2020, übersetzt von Ulrike Schimming). Sie sind die Protagonisten von La stella di Andra e Tati (Der Stern von Andra und Tati), dem ersten europäischen Animationsfilm, der von der Tragödie der Konzentrationslager erzählt. Im Jahr 2020 haben sie Storia di Sergio (Sergio's Story) für Rizzoli veröffentlicht.
Ruggero Gabbai, italienischer Regisseur und Fotograf, hat mehr als 30 Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen auf der ganzen Welt gedreht. Es sind Dokumentarfilme mit historischen und menschlichen Themen mit besonderem Augenmerk auf Erinnerungszeugnissen über die Shoah, die Mafia und die Randrealitäten der heutigen Gesellschaft.
Sein Film »Memoria« über die Shoah wurde bei den Berliner Filmfestspielen ausgewählt; »Varenne«, ein Sportler namens Pferd, gewann den »Guirland D'Hounneuor« beim Mailänder Sportfilmfestival; »Io Ricordo« über Mafia-Opfer wurde von Medusa film vertrieben; der jüngste Film »CityZen«, über Palermos Zen-Viertel, wurde beim Taormina Film Festival ausgewählt.
Sein neuestes Werk, der Dokumentarfilm Kinderblock, wurde in Neapel, Rijeka, Triest, Auschwitz und Hamburg gedreht und hat den Autor Marcello Pezzetti für den historischen Teil. Er wurde in Zusammenarbeit mit Rai Cinema, der Fondazione del Museo della Shoah di Roma und der Goren Monti Ferrari Foundation produziert. Der Dokumentarfilm wurde am 2. Februar 2020 in der Rubrik Speciale TG1 auf Rai 1 ausgestrahlt und erreichte eine Einschaltquote von über einer Million Zuschauern.
Marcello Pezzetti, Historiker der Shoah, war Forscher am Centro di Documentazione Ebraica Contemporanea (CDEC) in Mailand, dann Direktor der Fondazione Museo della Shoah in Rom. Er ist Spezialist für die Geschichte des Komplexes Auschwitz-Birkenau, dem wir die Entdeckung und Bergung der ersten Gaskammer in Birkenau verdanken. Er ist Dozent für die Geschichte der Shoah im Internationalen Masterstudiengang »Teaching the Shoah« an der Universität Roma Tre.
Er ist historischer Berater für Rai und für mehrere Filmproduktionen, wie »Das Leben ist schön« von Benigni und er ist Mitglied des wissenschaftlichen Komitees von Yahad in Unum in Paris. Zu seinen Veröffentlichungen zählen »Il libro della Shoah Italiana«, Einaudi.
Die Filmvorführung und Diskussion ist eine gemeinsame Veranstaltung mit der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V., die jedes Jahr am 20. April eine Gedenkfeier für die Kinder vom Bullenhuser Damm veranstaltet.
Barbara Hüsing spricht über den Rosengarten, der von der Vereinigung hinter dem Schulgebäude am Bullenhuser Damm angelegt worden ist. Hier haben Angehörige und Freunde Gedenktafeln für die Kinder und Betreuer angebracht. Viele Besucher haben zum Gedenken im Rosengarten eine Rose gepflanzt.
In den Straßen St. Paulis erinnern zahlreiche Gedenktafeln und Stolpersteine an den Terror zur Zeit des Nationalsozialismus. Ebenso präsent ist aber auch das Spektrum der Gegenwehr.
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