Diskussion/Gespräch
Wie geht kritisches Gedenken?
Hamburger Studienbibliothek (HSB, 5. Stock), Billhorner Brückenstraße 40, 20539 Hamburg
Die heutige deutsche Gedenkkultur ist das Produkt einer seit acht Jahrzehnten andauernden Auseinandersetzung, in der Überlebende, Historiker\:innen, antifaschistische Organisationen und andere zivilgesellschaftliche Initiativen einer an Staatsräson und herrschender Meinung ausgerichteten Vergangenheitspolitik gegenüberstanden. Die Geschichte der Gedenkstätte in der Schule am Bullenhuser Damm und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ist dafür ein gutes Beispiel.
Dies trifft keineswegs nur auf das Shoah-Gedenken zu: auch die Erinnerung an andere Verbrechen des NS oder z.B. die des Kolonialismus musste, bevor sie in veränderter Form in kommunales oder staatliches Handeln einging, ›von unten‹ organisiert werden – und spätestens, sobald es um Forderungen nach konsequentem Antifaschismus oder Entschädigung geht, ist das noch so. Allerdings gab es immer schon, verschärft in diesem Jahrzehnt und noch einmal nach dem Pogrom vom 7. Oktober 2023, Einwände gegen offizielles Gedenken, die die zentrale Bedeutung der Shoah darin als Politik von oben und unsachliche Parteinahme für Israel interpretieren – jüngere Beispiele sind der »Deutsche Katechismus« des australischen Genozid- Forschers A. Dirk Moses und andere Publikationen aus dem Umfeld der _postcolonial studies_.
Wir wollen referieren, wie diese Einwände funktionieren, begründen, warum eine Kritik der Vergangenheitspolitik anders aussehen muss, und diskutieren, was die Voraussetzungen für kritisches Gedenken sind.
Mo 05.05.25
19:00 Uhr
Hamburger Studienbibliothek (HSB, 5. Stock)
Billhorner Brückenstraße 40
20539 Hamburg