Lesung
Lesung „Besser nichts wissen oder: Wie Sergio wieder ein Gesicht bekam.“
St. Georgskirche, St. Georgs Kirchhof 3, 20099 Hamburg
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BESSER NICHTS WISSEN - Eine Lesung zur Erinnerung an die Kinder vom Bullenhuser Damm mit Sylvia Wempner und der Bagonghi Compagnie Hamburg.
Am 20. April 1945, als die alliierten Truppen bereits vor den Toren Hamburgs standen, beschlossen die Nazis, zwanzig jüdische Kinder zu ermorden, die im Konzentrationslager Neuengamme monatelang für „medizinische Experimente“ mit Tuberkulose-Bazillen missbraucht worden waren. Der Ort, an dem sie erhängt wurden und mit ihnen achtundzwanzig erwachsene Häftlinge, war die Schule am Bullenhuser Damm.
Der Autor Günther Schwarberg (1926 - 2008) hat diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit 1979 durch eine Serie im Hamburger Wochenmagazin STERN bundesweit bekannt gemacht und später zwei Bücher darüber geschrieben. Im Jahr 2023 ist die deutsche Übersetzung des Buches „Besser nichts wissen“ von Titti Marrone erschienen, in dem die italienische Schriftstellerin die Geschichte der Schwestern Tatjana und Andra Bucci rekonstruiert, die als Kinder nach Auschwitz deportiert worden waren. Sie gehören zu den wenigen, die das Lager überlebt haben. Zusammen mit ihnen war ihr Cousin Sergio De Simone in Auschwitz, einer der zwanzig jüdischen Kinder, die der SS-Arzt Kurt Heißmeyer für seine pseudowissenschaftlichen Versuche ins Hamburger KZ Neuengamme bringen ließ.
„Man ist erst dann wirklich tot, wenn man von allen vergessen ist“, schreibt Titti Marrone. In „Besser nichts wissen“ erzählt sie von der Suche der Eltern nach Spuren ihres Sohnes, von dessen Schicksal sie Jahrzehnte lang nichts erfahren konnten.
Die Erinnerung an die in der Schule am Bullenhuser Damm ermordeten Kinder bleibt in Hamburg lebendig, und auch Sergio De Simone als einer von ihnen hat wieder ein Gesicht bekommen. Jedes Jahr besuchen Familienangehörige aus Neapel und der ganzen Welt die Hamburger Gedenkstätte, darunter die Geschwister Andra und Tatiana Bucci. Sie schreiben in ihrem Bericht „Wir, Mädchen in Auschwitz“, wie die Nazis Sergio in eine Falle lockten, als sie ihm versprachen seine Mutter wiederzusehen, bevor sie ihn in den Zug nach Neuengamme setzten. „Daran erinnern wir uns sehr gut: Alle zwanzig steigen in einen Viehwaggon und sehen uns an. Es war ein hinterhältiger Betrug. Zwanzig kleine Engel wurden fortgebracht und in der falschen Hoffnung gewogen, zur Mutter zu kommen. Tief in uns drin wussten wir, dass wir sie nie wiedersehen würden.“
Eintritt frei, Spenden für die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V. erbeten
Veranstalter