Workshop | Film
Schule am Bullenhuser Damm // Workshop und Filmraum
Gedenkstätte Bullenhuser Damm , Bullenhuser Damm 92-94, 20539 Hamburg
Programm
16:00 Uhr: Kartierungs-Workshop „Gedenkorte und Stadtentwicklung im Hamburger Osten“ (Hallo: e.V.)
18:30 Uhr: „Das Tribunal - Mord am Bullenhuser Damm“ von Lea Rosh / 148 min
Das Tribunal
1986 fand ein mehrtägiges Tribunal in der Gedenkstätte am Bullenhuser Damm statt. Das Tribunal war besetzt mit Juristen aus den verschiedenen Ländern, aus denen die 20 ermordeten Kinder und Erwachsenen kamen. Den Vorsitz hatte der ehemalige Verfassungsrichter Martin Hirsch. Ziel des Tribunals war es aufzuklären, warum einer der Hauptverdächtigen für den Kindermord, Arnold Strippel, nicht vor Gericht gestellt wurde. Das Tribunal sollte und wollte kein «Ersatzgericht» sein. Untersucht wurden die juristischen Hintergründe der langjährigen Untätigkeit der bundesdeutschen Justiz bei Naziverbrechern. In der Verhandlung wurden Auszüge aus den Protokollen des „Curiohaus-Prozesses“ von 1946 verlesen und Zeugen, Angehörige sowie Sachverständige angehört. Nach Ansicht der Juristen war die zeitliche Verzögerung durch nichts zu entschuldigen, aber exemplarisch für die Behandlung von Naziverbrechern durch die bundesdeutsche Justiz. Lea Rosh drehte darüber den Dokumentarfilm „Das Tribunal – Mord am Bullenhuser Damm“, der 1987 auf der Berlinale gezeigt und auch im Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Salon und Filmraum
Das Gebäude in Rothenburgsort, das 1944/45 als Außenlager des KZ-Neuengamme diente, ist heute in Teilen eine Gedenkstätte, die v.a. an die dort kurz vor Kriegsende von der SS ermordeten 20 jüdischen Kinder und 28 Erwachsenen erinnert. Abgesehen von einer Kita sind weite Flächen des Hauses jedoch seit Jahrzehnten ungenutzt. Für vier Tage aktivieren wir diesen Leerstand als einen Raum zum Reden, Zuhören und Filme schauen – samt einer Ausstellung zum Spannungsfeld „Gedenkorte und Stadtentwicklung“.
Der aktuelle Rechtsruck mit seinen west- und ostdeutschen Ausprägungen verschiebt die gesellschaftlichen Aufmerksamkeitsökonomien in einer Weise, dass ohnehin marginalisierte Gruppen gegeneinander ausgespielt werden. Und das alles geschieht innerhalb des Kontextes neoliberaler Stadtentwicklung, in denen Räume des Austauschs eher weniger als mehr werden und Gedenkorte in erster Linie über Besucher*innenzahlen bewertet und als Tourismusziele geratet werden. Gedenkorte sind erkämpfte Räume. Erkämpft von betroffenen Communities, Initiativen, Angehörigenverbänden und Allys für die “Gesellschaft”, die Allgemeinheit, in langwierigen Prozessen. Die Frage nach der Notwendigkeit und der Ausgestaltung von Erinnerungsorten muss stets am konkreten Ort aktualisiert werden. Die Debatte über eine künftige, darüber hinausgehende Nutzungsform, die Zugänglichkeit und historische Bedeutung des Ortes mit einbezieht, gilt es im Kontakt miteinander zu führen.
Lasst uns gemeinsam darüber nachdenken, wie gemeinwohlorientierte, soziokulturelle und stadtteilbezogene Zukünfte im Spiegel der Vergangenheit projiziert werden können.
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Veranstalter

Do 24.04.25
17:00 Uhr
Gedenkstätte Bullenhuser Damm
Bullenhuser Damm 92-94
20539 Hamburg