PREISTRÄGER*INNEN „VERANTWORTUNG – DAMALS UND HEUTE“ 2023
Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat in Gedenken an Esther Bejarano in diesem Jahr zum zweiten Mal den Preis „Verantwortung - damals und heute“ vergeben, um herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement im Sinne von Esther Bejarano sichtbar zu machen, zu ehren und zu fördern. Der Preis zeichnet Vereine, Initiativen oder Einzelpersonen aus, die sich ehrenamtlich für die Hamburger Erinnerungskultur und Gedenkarbeit engagieren oder sich für Demokratieförderung, Toleranz und Mitmenschlichkeit in der Gesellschaft einsetzen.
Mit dem Hauptpreis "Verantwortung – damals und heute" 2023 zeichnete die Jury das langjährige Engagement von Bernhard Esser aus. Sein Vater, Onkel und Opa engagierten sich während der NS-Zeit politisch gegen die Nazis. Bereits 1933 wurden die beiden Brüder und ihre Schwester verhaftet und in die Gestapo-Zentrale an die Stadthausbrücke gebracht, wo alle drei misshandelt worden sind. Noch in der Nacht der Einlieferung wurde der Onkel, Alwin Esser, so stark misshandelt, dass er nicht überlebte. Er starb mit 21 Jahren. Die anderen Familienmitglieder überlebten die Nazi-Herrschaft. Seine Familiengeschichte hat Bernhard Esser sehr geprägt, die Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus in Hamburg und die Aufklärung über die NS-Verbrechen sind seine wichtigste Lebensaufgabe. Seit 2003 ist Bernhard Esser Mitglied im Vorstand des Freundeskreises der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, engagiert sich für viele Erinnerungsprojekte und spricht mit Schülerinnen und Schülern.
Mit dem Förderpreis "Verantwortung – damals und heute" 2023 wurden Schülerinnen und Schüler der Philosophiekurse des 9. Jahrgangs sowie die Lehrerinnen Henrike Jessen-Albites und Cordula Möller des Gymnasiums Struensee ausgezeichnet.
In dem Projekt „Was war damals los? Die NS-Zeit in unserem Viertel“ haben Schülerinnen und Schüler zu verschiedenen Themenbereichen geforscht: das Israelitische Krankenhaus, der FC St. Pauli, verschiedene Opfergruppen in St. Pauli, das Chinesenviertel, die Israelitische Töchterschule, die Polenaktion und die Familie Wohlwill. Entstanden sind ein Podcast, Stellwände, Interviews, eine Website, digitale Präsentationen sowie ein Info-Ordner zu Rassismus, Ausgrenzung und Eliminierung anderer Gruppen wie behinderten Menschen, Homosexuellen und politisch Linken. Mit dem Preisgeld möchten die Schülerinnen und Schüler eine Podiumsdiskussion zum Thema „Was ist Rassismus?“ finanzieren.
Die Preisträger:innen des Hauptpreises und der Förderpreises wurden am 3. Mai 2023 bei einer feierlichen Preisverleihung im Innenhof des Museums für Hamburgische Geschichte ausgezeichnet.
Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer: „In den einzelnen Stadtteilen des Bezirks Mitte finden seit vielen Jahren zahlreiche Aktivitäten statt, um das Gedenken aufrecht zu erhalten und auch den nachfolgenden Generationen zu vermitteln. Die Arbeit dieser – oft ehrenamtlich tätigen – Initiativen soll durch den Preis gewürdigt werden.“
Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige Jury, in der Expertinnen und Experten aus der Erinnerungskultur und der Geschichtswissenschaft vertreten sind.
Die Jury 2023:
Joram Bejarano
Prof. Dr. Detlef Garbe, Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten a.D.
Prof. Dr. Dr Rainer Hering, Historiker und Archivar
Helga Obens, Auschwitz-Komitee
Carina Oestreich, Vorsitzende der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte